Zwei von drei Seifriz-Preisen des handwerk magazins haben in diesem Jahr die Stuttgarter Fraunhofer-Institute IPA und IBP für Koope­rationsprojekte mit Handwerksunternehmen gewonnen. Das Fraunhofer IPA zertifizierte vollumfänglich die von der Fa. Fischer Elektro­ und Beleuchtungstechnik entwickelten Leuchten, die speziell für den Einsatz in hochreinen und hygienischen Bereichen geeignet sind, und das Fraunhofer IBP konnte gemeinsam mit dem Handwerksbetrieb Öfen Stefan Dehn GmbH mit der Entwicklung einer zertifizierten Universalbrennkammer für historische Öfen punkten. Der Seifriz-Preis ist mit insgesamt 25 000 Euro dotiert.

Presseberichte über schwere bakteriel­le Infektionen in namhaften Kliniken machten den Unternehmer Friedrich Fi­scher auf die Risiken aufmerksam, die von Rein­raumleuchten ausgehen können. Dicht- und Klebstoffe, das hatte er gelernt, sind die Nah­rungsgrundlage für Bakterien. Diese setzen sich hinter Spalten, Ecken und Kanten ab. Auch mit Desinfektionsmitteln können nicht alle Bakte­rien abgetötet werden. Gefahr erkannt, und ge­bannt? Fischer wandte sich an das Fraunhofer IPA. Gemeinsam mit Frank Bürger, Marion Schweizer, Markus Keller, Gaby Baum und Ute Ringe von der Abteilung Reinst- und Mikropro­duktion des Fraunhofer !PA entwickelte Fischer Leuchten, die für den Einsatz in Reinräumen nach GMP der Klasse A und B sowie ISO Klasse 1 geeignet sind.

»Wichtig war die Auswahl geeigneter Werk­stoffe, weil Lacke, Dicht- und Klebstoffe den Mikroorganismen als Nahrungsgrundlage dienen. Außerdem gasen diese Werkstoffe häufig aus. Die dabei freigesetzten molekularen Kontaminationen können in der Mikroelektronik immensen Schaden verursachen. Besonders zu be­rücksichtigen ist das Ablöseverhalten von feins­ten Staubteilchen, die Träger von Keimen sein können«, erklärt IPA-Projektleiter Frank Bürger.

»Wir fanden gemeinsam mit Herrn Fischer ge­eignete Werkstoffe, z. B. Dicht- und Klebstoffe mit hoher biologischer und chemischer Bestän­digkeit, nahezu ausgasungsfreie Pulverlacke, Werkstoffkombinationen mit geringstem Par­tikelemissionsverhalten sowie silikonfreie Ma­terialien, die dazu beitrugen, die angestrebten Reinheitskriterien zu erfüllen. Das Fraunhofer IPA verfügt über große Expertise auf dem Gebiet der reinen Produktion und Reinraumlabore mit modernster Prüftechnik, um solche Fragestel­lungen effizient zu bearbeiten«, so Bürger weiter.

Ein weiterer wesentlicher Baustein im Ent­wicklungsprozess war das richtige Design der Leuchten. Ecken und Kanten fördern nämlich die Anlagerung von Kontaminationen. » Wir haben durch einen kaskadenförmigen Aufbau unserer Leuchten und VSG-Scheiben eine voll- umfängliche Deckenbündigkeit erreicht«, freut sich Friedrich Fischer.

Die Minimierung des Energieverbrauchs war nicht nur wegen der Kosten und der Um­welt von besonderer Bedeutung. Wärme – und hier ist das die Abwärme der Leuchten – för­dert das Wachstum von Bakterien, Pilzen und Sporen und Temperaturunterschiede führen zu erhöhten Luftbewegungen und Turbulenzen.

»Wir konnten den Grundenergiebedarf – und dadurch auch die entsprechende Wärmeent­wicklung – durch wirtschaftliche Leuchtmittel und unsere neuen Spiegelreflektoren fast hal­bieren«, stellt Fischer nicht ohne Stolz fest.

Durch das Forschungsprojekt mit dem Fraunhofer TPA hat die Firma Fischer einen er­heblichen Entwicklungsvorsprung und damit natürlich enorme Wettbewerbsvorteile erzielt. Das Anliegen des von unterschiedlichen Inte­ressenvertretern des Handwerks ausgeschrie­benen Seifriz-Preises ist es, Kooperationen zwischen Wissenschaft und Handwerk zu för­dern und auszuzeichnen. Deutschlandweit sind drei Preise vergeben worden, wobei zwei an die Stuttgarter Fraunhofer-Institute IPA und IBP gingen.

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