Vier Handwerksunternehmer aus der Region berichten, was sie für 2018 planen, erwarten und erhoffen.

Eine stramme Konjunktur, Herausforderungen bei der Integration, immer weniger Fachkräfte und große Unsicherheit in der Diesel- und Feinstaubdebatte: Was das Handwerk im vergangenen Jahr in Atem gehalten hat, wird auch 2018 eine große Rolle spielen. Die DHZ hat bei vier Handwerksunternehmern nachgefragt, wie ihre Aussichten für das noch junge Jahr aussehen – was sie planen, erwarten, sich erhoffen oder fordern.

Integration läuft

Patricia und Frank Dangel, Dangel-Metall in Lenningen (Landkreis Esslingen): „Im vergangenen Jahr hat bei uns ein junger Libanese die Ausbildung begonnen, unser Azubi aus Gambia hat abgebrochen, ist aber als Helfer weiterbeschäftigt und ein Kosovare schlägt sich gemeinsam mit zwei Deutschen – einem Abiturienten und einem Hauptschulabsolventen – sehr gut im zweiten Lehrjahr. Gerade arbeitet ein iranischer Geflüchteter ein Jahr bei uns, um die nötigen Sprachkenntnisse für eine Ausbildung ab September 2018 aufzubauen. Wir machen also genauso weiter, wie bisher, denn wir stehen hinter Integration. Sie ist für uns eine echte Chance gegen den Fachkräftemangel. Das geht aber nur, wenn die Politik uns nach den geduldeten drei plus zwei Jahren die Leute nicht wieder wegnimmt. Auch 2018 werden sicher viele weitere Betriebe auf Flüchtlinge setzen. Unser Tipp: den Menschen mit einer Anstellung erst einmal Zeit geben, um richtig Deutsch zu lernen. Denn an der Berufsschule sind Lehrer und Lehrpläne oft noch lange nicht an die Situation angepasst. Ein unterschätzter Punkt ist Hochdeutsch im Unterricht, zumindest das würden wir uns für das neue Jahr wünschen. Und dass mehr Betriebe einfach den Hörer in die Hand nehmen und das vermeintliche Bürokratie-Monster Integration angehen.“

Konjunktur boomt

Regine Friedrich von Rollladen Friedrich in Löchgau, Vorsitzende der Unternehmerfrauen im Handwerk Ludwigsburg: „Unsere Auslastung ist enorm hoch, wir hatten am Jahresende noch etliches abzuarbeiten und sind für die kommenden Monate wieder gut ausgebucht. Das ist eine komfortable Situation: Wir genießen die Sicherheit, und auch der Preis ist entsprechend stabil.

Wie bei vielen anderen Betrieben im Kreis müssen die Kunden aber auch bei uns mal drei Monate warten. Bei einigen stoßen wir deswegen auf Unverständnis. Viele können auch die nötige Arbeitszeit und die Kosten für eine Handwerkerstunde einfach nicht realistisch einschätzen. Oft müssen wir uns rechtfertigen. Da würde ich mir schon ein Umdenken in der Gesellschaft wünschen, das Handwerk hat bei vielen nicht den Stellenwert, den es verdient – angefangen bei der Berufsorientierung. Ob im Bildungssystem oder in der Wirtschaftspolitik: Generell wünsche ich mir für 2018 mehr politische Stabilität und Unterstützung für die Mitte der Gesellschaft.“

Fachkräftemangel wächst

Simone Fischer von Fischer Elektro- und Beleuchtungstechnik in Sindelfingen: „Wir haben das Glück, dass wir in unserem Betrieb langjährige, höchst qualifizierte Fachkräfte haben, die gemeinsam mit weniger erfahrenen Kollegen anspruchsvolle Arbeit mit hoher Kundenzufriedenheit abliefern. Außerdem haben wir in der Vergangenheit sehr viel in unsere Firma investiert: Von unserem Firmengebäude und einem Technologiezentrum mit Schulungs- und Konferenzräumen, über das Warenwirtschaftssystem, den Fuhrpark und Arbeitsplätze mit modernster Ausstattung bis hin zum Marketing mit Internetauftritt und einheitlicher Firmenkleidung bieten wir unseren Mitarbeitern ein ideales Umfeld.

Diese Basis verschafft uns auch einige Initiativbewerbungen, im letzten Jahr konnten wir vier gute Mitarbeiter neu einstellen. Unseres Erachtens müssten die Handwerksbetriebe vom Staat deutlich mehr gefördert werden, um solche notwendigen Investitionen stemmen zu können. Die Industrie verdient Milliarden und bekommt trotzdem vom Staat noch Zuschüsse. Für das kommende Jahr erwarten wir dementsprechend, dass die Fachkräfte noch umworbener sein werden und das Handwerk gegenüber der Industrie immer weniger mithalten kann.“

Verkehr verunsichert

Ralph Werner, Geschäftsführer der Firma Türenmann in Stuttgart: „In unserer derzeitigen Situa­tion haben wir vier rein elektrische beziehungsweise Hybrid-Fahrzeuge. Auch dieses Jahr wollen wir unseren Fuhrpark weiter auf E-Mobilität umstellen.

Die große Herausforderung hierbei ist, dass viele der von uns benötigten ­Fahrzeuge schwere Lasten transportieren müssen und Fahrzeuge mit diesen Anforderungen am ­aktuellen Markt kaum zu finden sind. Gut für uns ist, dass der angestrebte Termin des Fahrverbotes zum 1. Januar 2018 nicht rechtskräftig wurde. Ein uneingeschränktes Fahrverbot hätte für uns existenzbedrohende Ausmaße. Von Seiten der Politik erwarte ich, dass die Belange des Handwerks bei der ­Erstellung eines Verkehrskonzeptes stärker beachtet werden. Meiner Meinung nach würde eine höhere Subventionsbereitschaft den Wandel hier vorantreiben.“

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