Innovationsförderung. Ein neuer Ratgeber der Handwerkskammer Erfurt soll Handwerksbetrieben helfen, ihre Innovationsfähigkeit systematisch zu steigern. 

Friedrich Fischer ist ein Innovationsprofi. Der Elektromeister entwickelte in seiner Firma Fischer Elektro- und Beleuchtungstech­nik in Sindelfingen schon zahlreiche Neuhei­ten. Zum Beispiel eine Reinraumleuchte mit an­tibakteriellem Dicht- und Klebestoff, für die er im letzten Jahr von handwerk magazin mit dem „Transferpreis Handwerk und Wissen­schaft Seifriz-Preis” ausgezeichnet wurde. Fi­scher hat das Erfindertum in seinem Unterneh­men fest etabliert, er betreibt Forschung und kooperiert mit Wissenschaftsinstituten.

Doch das ist im Handwerk längst nicht die Regel. Deshalb hat die Handwerkskammer Er­furt für ihre Region einen Innovationsatlas ent­wickelt. Ziel ist, zum einen die Innovationsfä­higkeit von Handwerksbetrieben in Mittel- und Nordthüringen branchen- und regionalspezifi­scher zu bewerten und im zweiten Schritt Bera­tungsansätze zu finden, die die Innovationsfä­higkeit der Betriebe steigern. Die Erkenntnisse, die die Kammer aus der Entwicklung des Atlas­ses gewonnen hat, dürften auch über Thürin­gen hinaus bedeutend für das Handwerk sein.

 

Auf die richtigen Trends setzen 

Ein wichtiges Ergebnis des Innovationsatlasses ist ein „Fahrplan”, wie in Betrieben Erfindun­gen systematisch vorangetrieben werden kön­nen (siehe Grafik). ,,Dieser Innovationsprozess bildet künftig die Grundlage der Innovationsbe­ratung in der Handwerkskammer”, erklärt Tho­mas Malcherek, Hauptgeschäftsführer der HWK Erfurt. Je Phase des Innovationsprozesses werden dabei unterschiedliche Methoden emp­wenden können. Was sollten Handwerksbetrie­be bei der Entwicklung und Umsetzung Ihrer neuen Ideen berücksichtigen? Zunächst gilt es, in der jeweiligen Branche auf die richtigen Trends zu setzen. Auch hier gibt der Innovati­onsatlas Antworten, denn für ausgewählte Branchen wurden solche Trends ermittelt. Als besonders handwerksrelevante Zukunftsfelder, die sich aus zentralen Megatrends ableiten, werden die energetische Gebäudesanierung, er­neuerbare Energien, Produkte und Dienstleis­tungen im Kontext des demografischen Wan­dels sowie für Lifestyle und ökologische Nach­haltigkeit genannt. Dies ist das Ergebnis einer vorgelagerten Potenzialanalyse des Handwerks in Thüringen gewesen.

Bei der Befragung von über 4000 Betrieben im Kammerbereich zeigte sich, was die wich­tigsten Impulsgeber für Innovationen im Hand­werk über alle betrachteten Branchen sind: Wünsche, Ideen und spezifische Nachfragen von Kunden (89,0 Prozent), Beiträge aus Fachli­teratur und Medien (81,4 Prozent) sowie die In­dustrie beziehungsweise Hersteller (77,3 Pro­zent). Als Voraussetzungen, um neue Ideen um­zusetzen, wurde das Vorhandensein moderner Arbeitsmittel wie Werkzeuge, Maschinen (76,4 Prozent), moderne IT-Systeme (72,8 Prozent) so­wie der regelmäßige Besuch von Messen und Schulungen (69,4 Prozent) genannt.

 

Fördermöglichkeiten nutzen 

Da die Entwicklung und Umsetzung von Inno­vationen in der Regel kostenintensiv ist, emp­fiehlt Malcherek eine intensivere Auseinander­setzung und Beratung zu Fördermöglichkeiten von Innovationen im Handwerk. Dazu haben die Kammerexperten aus Erfurt eine Übersicht über Fördermöglichkeiten von Innovationen im Handwerk erstellt, die ebenfalls im Innovati­onsatlas enthalten ist.

Bezüglich der konkreten Innovationsfähig­keit der Betriebe wurden nachfolgende Defizite offenbar. In vorgelagerten Expertenbefragungen wurde deutlich, dass bis auf wenige Ausnahmen bei den Betrieben keinerlei Strukturen und Res­sourcen für eigene Forschungs- und Entwick­lungsaktivitäten vorhanden waren. Auch wird aktuell nur äußerst selten mit Hochschulen zu­sammengearbeitet, um einen Wissenstransfer herzustellen oder gemeinsam etwas Neues zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Fer­ner mangelt es an einem systematischen Ma­nagement von Innovationen oder deren Förde­rung, was meist mit einem Mangel an Zeit zu­sammenhängt.

Informationen zum Innovationsatlas gibt es bei der HWK Erfurt.

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Handwerk Magazin, Ausgabe 03/2015